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Magische Morgenstimmung beim Silvesterchlausen

Ein Interview mit Marco Graf über Appenzeller Traditionen, die Rolle der Fotografie im Schweizer Brauchtum und ein ganz besonderes CEWE FOTOBUCH.

Hallo Marco! Schön, dich kennenzulernen. Erzähle uns von dir.

Ich komme aus dem Kanton Appenzell-Ausserrhoden. Ich mag es, auf dem Land zu wohnen und trotzdem in zehn Minuten in St. Gallen zu sein. Ich bin 37 Jahre alt und arbeite als Produktionsplaner. Die Fotografie ist ein grosses Hobby von mir geworden, das ich mit viel Leidenschaft lebe – am liebsten mit dem Bezug zur Natur und zum Brauchtum.

Unterwegs in der Natur: Marco Graf. © Marco Graf
Unterwegs in der Natur: Marco Graf. © Marco Graf

Wie bist du zur Fotografie gekommen?

In der Coronazeit habe ich den Alpstein und die Fotografie für mich entdeckt. Zu Beginn war ich mit dem Handy unterwegs und habe die Bilder auf Instagram geladen, wo sie recht viel Anklang gefunden haben. Das hat mich angespornt, besser zu werden.

Gleichzeitig bin ich online in eine Fotocommunity reingerutscht. Mir wurden immer mehr Landschaftsbilder gezeigt, die mich sehr beeindruckt und inspiriert haben. In einem Fotochat habe ich verfolgen dürfen, wie andere Fotografinnen und Fotografen sich gegenseitig Tipps und Feedback geben. Indem ich versucht habe, das für meine Fotografie umzusetzen, bin ich immer besser geworden.

Die Gruppe hat mich darin bestärkt, weiter zu fotografieren und schliesslich auch dazu überredet, 2022 eine Kamera zu kaufen. Mit der Kamera kam für mich auch das besondere «Fotofeeling» dazu und es hat mir immer mehr Spass gemacht. Man hat viel mehr Möglichkeiten, kreativ zu werden.
In der Fotografie hat man nie ausgelernt. Man versucht sich immer zu verbessern. Man entwickelt seinen Stil, aber neue Kameras und Objektive eröffnen trotzdem immer wieder neue Perspektiven und Ideen.

Du hast ein Auge für spannende Motive. Ist das etwas, das man mitbringen muss oder kann man das lernen?

Gewisse Dinge wie Goldener Schnitt, Vorder- und Hintergrund oder Bildkomposition kann man schon lernen. Diese Grundregeln helfen gerade am Anfang sehr. Aber es gibt auch Dinge, die brauchen ein gewisses Gespür, eine Intuition. Gerade beim Brauchtum gilt es zum Beispiel, die Emotionen einzufangen, zu antizipieren, wann es «soweit» ist. Zur richtigen Zeit den richtigen Bildausschnitt finden.

In der Morgendämmerung beim Silvesterchlausen. © Marco Graf
In der Morgendämmerung beim Silvesterchlausen. © Marco Graf

Natürlich spielt auch Glück dabei eine Rolle. In der Landschaftsfotografie ist es sehr hilfreich, wenn man sich gut mit dem Wetter auskennt: Je besser man das Wetter lesen kann, desto weniger Glück braucht es für ein gutes Foto. Dabei braucht es noch Geduld, aber das ist für mich auch das Schöne daran: Man ist in der Natur, mit sich selbst, man kann es geniessen. Ein schöner Ausgleich.

Hast du einen Lieblings-Fotospot?

Ganz allgemein ist das für mich der Alpstein. Einer meiner Herzensorte, wo ich sehr oft hingehe, ist der Seealpsee – zu jeder Jahreszeit. Ich mag besonders die Morgen- und Abendstunden, wenn nicht viel los ist. Man hat seine Ruhe und dann ist es einfach ein Wohlfühlort, wahnsinnig idyllisch. Ein weiterer Herzensort ist auf dem Schäfler. Dort hat man eine Perspektive, die einfach wunderbar ist. Da fühle ich mich daheim.

Was bedeutet Heimat für dich?

Heimat bedeutet für mich da sein zu dürfen, wo man sich wohlfühlt und wo das Herz zuhause ist. Dieses Gefühl: «Ich wohne hier und möchte gar nicht weg». Hier kann ich ankommen. Hier kann ich in die Berge. Es fühlt sich einfach gut an. Ich schätze am Appenzellerland, dass es klein und ländlich ist. Gerade weil Tradition und Brauchtum gelebt wird, ist es sehr bodenständig. Die Leute sind nicht abgehoben, sie sind füreinander da und haben eine starke Gemeinschaft. Ich mag auch die Stadtnähe, aber ich könnte nicht mitten in einer Stadt wohnen. Ich brauche die Berge, die Freiheit, die Ruhe. Das ist das, was ich hier sehr, sehr schätze.

Appenzeller Idylle. © Marco Graf
Appenzeller Idylle. © Marco Graf

Was hat dich zur Brauchtumsfotografie geführt?

Ich war wandern und fotografieren, und da kam mir ein Alp-Abzug entgegen. Das fand ich beeindruckend. Ich fand es besonders schön, die Kinder zu sehen, die vorneweg laufen. Wie sie den Brauchtum leben und ausstrahlen. Dazu dieser Stolz, den sie in sich tragen. Das hat mich inspiriert, mich tiefer in den Brauchtum einzufühlen.
Am Anfang habe ich die Ab- und Aufzugs-Formationen fotografiert, als sie – bestaunt von zahlreichen Zuschauern – durch den Ort gelaufen sind. Irgendwann habe ich mich etwas höher gewagt, Richtung Alp, wo sie noch in der Natur sind. Das hat mich in den Bann gezogen: Die Emotionen vor dem Alpabzug, der Zusammenhalt der Leute, das gemeinsame Frühstücken, das Zäuerlen. Es berührt mich immer wieder zutiefst.

Warum hältst du diese Brauchtümer immer wieder fest?

Ich freue mich jedes Jahr wie ein kleines Kind auf die Alpaufzüge und auch das Silvesterchlausen. Das ist für mich jedes Mal aufs Neue aufregend. Es ist nie das Gleiche, immer anders. Das sind meine Lieblingsmomente und -motive, weil sie Emotionen vermitteln. Die Bilder leben, man sieht die Mimik, Gestik, die Ausdrücke. Ich liebe den Moment, wenn zum Beispiel beim Silvesterchlausen in den frühen Morgenstunden ein Zäuerli in der Stille erklingt. Die Dämmerung, die Atmosphäre, das ist etwas Einzigartiges. Ich bekomme jedes Mal feuchte Augen, weil mich das so berührt. Ich finde, diesen Brauchtum muss man erhalten, und deshalb fotografiere ich das auch so gerne. Mit der Fotografie kann ich den Brauchtum verewigen und an die Menschen, die ihn leben, weitergeben. Die Freude, die mir für meine Fotos entgegengebracht wird, ist eine wunderschöne Bestätigung.

Silvesterchlausen, Zäuerli und Co.

Beim Silvesterchlausen im Appenzellerland ziehen aufwendig verkleidete Gruppen, sogenannte Schuppel, schon frühmorgens von Haus zu Haus und wünschen den Bewohnern ein gutes neues Jahr. Fester Bestandteil des Brauchs ist das Zäuerli, ein mehrstimmiger Naturjodel ohne Text.

Unterwegs bei eisigen Temperaturen. © Marco Graf
Unterwegs bei eisigen Temperaturen. © Marco Graf

Was macht für dich ein richtig gutes Foto aus?

Ich mag es, wenn man das Bild anschaut und dabei die Emotionen rüberkommen. Beispielsweise wenn ein Kind oder ein Senn zu sehen ist und das Bild lebt. Wenn es aussagekräftig ist. Wenn es einen starken Gesichtsausdruck gibt. Man schaut es an und überlegt sich vielleicht, was die abgebildete Person gerade denkt. So sortiere ich auch meine Fotos – abgesehen von technischen Aspekten wie der Schärfe frage ich mich: Fühle ich das Bild?

Beim Betrachten kann man die Glocken fast schon hören. © Marco Graf
Beim Betrachten kann man die Glocken fast schon hören. © Marco Graf

Gibt es besondere Momente, an die du dich zurückerinnerst?

Es gab für mich einen besonderen Moment beim Silvesterchlausen: Der Schuppel meines Stiefvaters war in diesem Jahr das erste Mal wieder «schön» unterwegs, nachdem sie einige Jahre «wüescht» gekleidet waren. Die Hauben waren also besonders kunstvoll und hatten dadurch eine besondere Bedeutung. Ich wusste, dass die Gruppe hunderte Stunden Arbeit in diesen Hauben gesteckt hatte und das für sie mit viel Stolz verbunden war.

Wir waren in der Morgendämmerung in Herisau, es war sehr kalt und der Himmel leuchtete lila-orange. Es waren zwar einige Zuschauer da, aber alles war ganz still. In diese Stille hinein begannen sie mit dem Zäuerli und mir liefen die Tränen – ich war sehr ergriffen. Der Moment ist mir dieses Jahr ganz besonders geblieben.

Marco Graf

In der Landschaftsfotografie gibt es solche Momente auch, zum Beispiel im Herbst, wenn es Hochnebel hat. Man ist allein auf dem Gipfel und hat das Nebelmeer vor sich. Das Auge wird nicht gebremst und man hat das Gefühl, die Welt ist unendlich. Der Nebel bedeckt gefühlt die ganze Schweiz. Und dann geht langsam die Sonne auf. Das sind unglaubliche Augenblicke, die schätze und feiere ich sehr. Für mich ist das einfach das Grösste.

Magische Morgenstimmung beim Silvesterchlausen. © Marco Graf
Magische Morgenstimmung beim Silvesterchlausen. © Marco Graf

Du hast dem Schuppel CEWE FOTOBUCH Bildbände vom Silvesterchlausen geschenkt. Wie kam es dazu?

Ich war schon öfter mit diesem Schuppel unterwegs, denn mein Stiefvater Klemens ist dort Mitglied. Es gibt ganz wenige schöne Fotos von ihnen als Gruppe, denn sie können während dem Chlausen natürlich selbst keine Bilder machen – da komme ich ins Spiel. Ich habe mir Mühe gegeben, um jede einzelne Person abzulichten, die Stimmung, das Drumherum. Schliesslich kam mir die Idee, ihnen ein physisches Andenken zu schenken, das sie noch in vielen Jahren an diese Erlebnisse erinnern wird. Für die Gruppe ist das Chlausen mit riesigem Stolz verbunden, sie erzählen gerne davon. Dabei ist es natürlich umso schöner, ein CEWE FOTOBUCH in der Hand zu halten, statt die Bilder nur digital zu sehen. Es wirkt ganz anders, weil es greifbar ist. Ich war mir sicher, dass sie daran grosse Freude haben werden.

Werfen Sie einen Blick in das CEWE FOTOBUCH von Marco Graf

Das CEWE FOTOBUCH wirkt ganz anders, weil es greifbar ist. Ich war mir sicher, dass sie daran grosse Freude haben werden.

Marco Graf

Wie hast du ihnen das CEWE FOTOBUCH überreicht?

Es war eine Überraschung. Zuerst habe ich es meiner Mutter und meinem Stiefvater gezeigt. Klemens hatte eine riesige Freude. Er wusste zwar, dass ich Bilder gemacht habe und hatte diese auch schon digital gesehen. Aber das in den Händen zu halten und nicht nur auf dem Handy zu sehen, war etwas ganz Besonderes. Diese viele Arbeit, die in den Hauben steckt, auf diese Weise präsentiert und festgehalten zu haben, bedeutete ihm viel. Ich habe ihm die weiteren Bücher mitgegeben und er hat sie dann an die Mitglieder verteilt. Die Resonanz und die Freude waren riesengross, denn bisher gab es das nicht. Für mich war es schön, so viel Wertschätzung und Dankbarkeit zu erfahren.

Was sollte man bei der Brauchtumsfotografie beachten?

Bei allen Brauchtümern ist mein wichtigster Tipp, den Respekt vor dem Brauchtum zu bewahren. Mit einem Teleobjektiv ist man besser bedient, denn man stört weder den Brauchtum, noch die anderen Fotografierenden. Zuschauer sind herzlich willkommen, aber man sollte den Raum der Teilnehmenden akzeptieren und respektieren. Man sollte auf keinen Fall mit kleiner Festbrennweite aus direkter Nähe fotografieren, denn so stört man den Ablauf – im schlimmsten Fall müssen die Akteure sogar anhalten. Das Teleobjektiv ist ausserdem gut geeignet, um die Emotionen authentisch einzufangen: Ich bin auf Distanz, störe nicht und greife nicht ein, kann aber trotzdem die Situation festhalten. Es gibt keine gestellten Fotos, alles ist sehr echt. Gerade, wenn sie noch oben auf der Alp sind.
Bei Alpabzügen wird übrigens schneller gelaufen als man denkt – deswegen ist es ganz schön streng als Fotograf: Man rennt voran, wartet um Fotos zu machen, rennt wieder voran… insbesondere beim Alpaufzug bin ich ganz schön ausser Atem, denn es geht bergauf und man hat ja auch noch das Equipment dabei. Das sollte man nicht unterschätzen (lacht).

Was bedeutet Brauchtum für dich?

Brauchtum spendet – dort, wo er noch gelebt wird – eine Verbundenheit. Er schweisst zusammen, ob es beim Alpabzug oder woanders ist. Alle Personen rund um die Alp kommen zusammen und bereiten etwas Grosses vor. Das ist ein wichtiger Gegensatz zur oft schnelllebigen und oberflächlichen Gesellschaft. Alles kommt und geht, aber die Traditionen bleiben und werden weitergegeben. Der Brauchtum ist für mich ein Puzzleteil von dem, was die Schweiz ausmacht

Goldene Momente. © Marco Graf
Goldene Momente. © Marco Graf

Welche Begegnungen hast du im Rahmen der Brauchtumsfotografie?

Man lernt viele Menschen kennen. Gerade unter den Sennen: Mittlerweile gehe ich hoch auf die Alp, wo die Sennen und ihre Familien sich sammeln und herrichten. Das ist für mich ein privater, geschützter Rahmen. Deshalb stelle ich mich immer vor und frage, ob es in Ordnung ist, wenn ich rund um die Alp schon Bilder mache, bevor der eigentliche Alpabzug beginnt. Daraus ergeben sich immer schöne Gespräche. Wenn es dann losgeht und sie die «Formation» eingenommen habe, können wir natürlich nicht mehr schwatzen. Ich schicke dann im Nachgang die Bilder und meistens ist der Dank und die Wertschätzung sehr gross.

Was wäre dein abschliessender Tipp für Fotografiefans?

Wenn man Freude an der Fotografie hat, gibt es für mich kein Richtig oder Falsch. Man ist draussen, man macht das, woran man Freude hat. Das würde ich den Menschen gerne mitgeben: Freude haben und nicht leiten lassen von Instagram. Wenn man ein Bild für sich selbst schön findet, dann muss es gar nicht technisch perfekt sein. Fotografie soll Leidenschaft sein, man soll mit dem Herz dabei sein und Freude daran haben. Es ist ein megaschönes Hobby, das man selbst im hohen Alter noch machen kann – vielleicht ist es dann nicht mehr der Gipfel, sondern die Blumen im Garten oder Stadtansichten, aber das ist doch ganz egal. Man ist draussen und hat Freude, egal was andere sagen.

Vielen Dank für das spannende Interview!
Folgen Sie Marco Graf auf Instagram: @groefli